Cash oder Karte?

Drei Fragen an Nikola Jelicic, Senior Manager bei zeb, zu den brennenden Themen rund um den digitalen Zahlungsverkehr.

Zitatbild Nikola Jelicic

Ist es im Jahr 2023 noch sinnvoll, zu fragen: „Bar oder mit Karte?“ 

Nikola Jelicic: Auch wenn COVID-19 das Bargeld in den meisten europäischen Ländern zu weiten Teilen verdrängt hat, ist es in einigen Regionen und Branchen immer noch immer ein wichtiges Zahlungsmittel. Im deutschen POS-Einzelhandel werden derzeit ~40 % der Zahlungen in bar getätigt; damit liegt die Bar- gleichauf mit der Kartenzahlung. In Deutschland hat die Frage also nach wie vor ihre Berechtigung. In anderen Teilen Europas, wie z. B. in Schweden, ist Swish für die meisten Menschen das Zahlungsmittel der Wahl, sodass sich die Frage „Bar oder mit Karte?“ dort nicht mehr wirklich stellt. 

 

Wer braucht denn einen digitalen Euro?

Nikola Jelicic: Die EZB benötigt den digitalen Euro als bargeldähnliches geldpolitisches Instrument im digitalen Raum. Die Verbraucher:innen hingegen haben als bargeldlose Zahlungsmittel bereits Karten und mobile Wallets zur Auswahl. Der digitale Euro wird also wahrscheinlich nur eine Nischenrolle spielen, wie die Erfahrungen Chinas mit dem digitalen Yuan bereits zeigen. Wenn die EU Händler:innen dazu verpflichtet, den digitalen Euro als Zahlungsmittel anzunehmen, wird dies dem digitalen Euro im Laufe der Zeit zu mehr Zugkraft verhelfen, aber es gibt keine Garantie dafür, dass die Zahlungsmethode sich durchsetzen wird. Für die Banken ist das digitale Euro-System mit relativ hohen Infrastrukturkosten verbunden. Daher steht und fällt die Einführung und Annahme des digitalen Euro mit den richtigen Anreizen.  

 

Noch lässt der digitale Euro lange auf sich warten – kann die EPI in der Zwischenzeit etwas bewirken?

Nikola Jelicic: In einigen europäischen Ländern sind EPI-ähnliche digitale Wallets bereits gleichauf mit Karten oder diesen sogar voraus. Diese Erfolge konnten ausnahmslos von digitalen Wallets erzielt werden, die es durch Kooperationen mit lokalen Banken auch ermöglichen, auf Kontozahlungen zuzugreifen. In Ländern, in denen dies nicht der Fall ist, wie in Deutschland, wird die Zahlungsinfrastruktur von Karten und kartengestützten Wallets (ApplePay und PayPal) dominiert. 

Nachdem die EPI den niederländischen Zahlungsdienst iDeal geschluckt hat, tritt sie in den Niederlanden bereits ihren "Siegeszug" an; in Deutschland ist sie hingegen noch ein ziemlicher Underdog. Um die größtmögliche Wirkung zu entfalten, Die EPI-Mitgliedsbanken müssen daran arbeiten, Verbraucher:innen und Händler:innen von den Vorteilen des Systems zu überzeugen. Nach unserer Einschätzung dürften Banken großes Interesse daran haben, in die EPI einzusteigen – dies wäre für sie die ideale Gelegenheit, Anteile am (immer noch) wachsenden Zahlungsgebührenpool zurückzuerobern. 

 

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Weitere Impulse in der European Payments Studie.