zeb Baufinanzierungsstudie Deutschland 2021

Baufinanzierung bleibt lukratives Geschäftsfeld für Banken

Private Baufinanzierungen haben sich in den letzten Jahren zu einem zentralen Ertragspfeiler für Deutschlands Banken entwickelt, dies zeigt eine aktuelle Studie von zeb. Allerdings drohen viele Kreditinstitute trotz des komfortablen Wachstums in diesem Segment in ein strategisches Abseits zu geraten. Die Bankexpertinnen und -experten von zeb mahnen deshalb weitreichende Entscheidungen im Hinblick auf die zukünftige Ausrichtung der Institute an. Nur so kann es ihrer Ansicht nach gelingen, der starken Konkurrenz durch hoch digitalisierte Finanzierungs- und Immobilienplattformen gute Konzepte entgegenzusetzen und langfristig Erträge in diesem grundsätzlich lukrativen Geschäftsfeld zu erzielen.

Sandra Douqué, Partnerin bei zeb, führt aus: „Onlineplattformen haben in den letzten Jahren massiv an Schlagkraft in der Baufinanzierung gewonnen. Dort ist man oft digitaler und kundenorientierter unterwegs, dort werden aktuell die Standards in der Baufinanzierung gesetzt. Banken müssen sich sputen und ihr Angebot deutlicher fokussieren.“

Baufinanzierungsvolumen auf Wachstumskurs
Wie die zeb-Studie im Detail zeigt, ist das Baufinanzierungsvolumen deutscher Banken in den letzten Jahren dank dauerhafter Niedrigzinsen und hoher Immobiliennachfrage privater Haushalte kontinuierlich gestiegen. Seit 2014 sind die Erträge in diesem Segment um durchschnittlich 7,7 Prozent jährlich auf zuletzt 11,4 Milliarden Euro (2020) gewachsen. Gleichzeitig sind die Gesamterträge von Deutschlands Retailbanken, so die zeb-Expertinnen und -Experten, von 56 auf 51,5 Milliarden Euro geschrumpft. Die stabilen Erträge in der Baufinanzierung fußten im Neugeschäft vor allem auf gestiegenen Margen und einem kontinuierlich gewachsenen Finanzierungsvolumen, das zuletzt (2020) bei gut 1,3 Billionen Euro lag.

Onlineplattformen bald Standardschnittstelle für Kunden
Im gleichen Zeitraum haben große Onlineplattformen erhebliche Marktanteile gewonnen und sich als führende Player in diesem Segment etabliert. Liefen 2016 noch 27 Prozent des Neugeschäfts privater Immobilienfinanzierungen über die großen Vermittlungsplattformen, waren es 2020 über 45 Prozent. Damit ist aus Sicht der Studienautorinnen und -autoren absehbar, dass die Onlineplattformen bald zur Standardkundenschnittstelle in diesem Geschäftsfeld aufsteigen und Banken mehr denn je gezwungen sein werden, digitale Kanäle entlang des gesamten Prozesses der Baufinanzierung anzubieten – arbeiten sie nun mit den großen Plattformen zusammen oder nicht. Je nach individueller Ausrichtung der Institute bieten sich dabei unterschiedlichste Erfolg versprechende strategische Optionen. Sandra Douqué ergänzt: „In einem komplett digitalen Finanzierungsumfeld werden die Margen der Banken weiter sinken, selbst wenn die Institute mit großen Digitalisierungsanstrengungen dagegenhalten. Sie kommen nicht darum herum, sich auch neue Perspektiven zu suchen, um ihr erweitertes Geschäft in diesem Segment ertragsfähig zu halten.“

Bankferne Dienstleistungen als Wachstumschance
Aus Sicht des Autorenteams ist es deshalb sinnvoll, dass Banken über den eigenen Tellerrand hinausblicken. Wenn Nichtbanken an Finanzierungen mitverdienen, dann können auch Banken vor Ort an Leistungen verdienen, die nicht zum klassischen Portfolio einer Bank gehören – 2017 betrug der Ertragskuchen rund um Immobilien 22,3 Milliarden Euro. Eigenheimbesitzerinnen und -besitzer suchen immer wieder gute Handwerksbetriebe oder wollen eventuell den Stromanbieter wechseln. Hier können Bankportale mit Kompetenz, ihren eigenen Netzwerken sowie umfangreichen Zusatzleistungen und -informationen für die Nutzenden punkten und deutlich mehr Kundenbedürfnisse erfüllen als bisher.

Ulrich Hoyer, Partner bei zeb, bemerkt abschließend: „Das Immobilienportalgeschäft ist an den Banken vorbeigegangen, obwohl sie in Deutschland den größten Teil der Immobilienvermittlung auf sich vereinen. Banken sollten ihre traditionell starken Beratungs- und Beziehungsqualitäten stärker in den Fokus nehmen und umfassende, individualisierte Angebote für ihre Kunden ins Auge fassen. Wenn sie die nächste Entwicklungswelle wieder verschlafen, kommt auch das Kerngeschäft ins Wanken.“

Weitere Infos zur Studie sind hier abrufbar.