Denn seit der Finanzkrise 2008 haben die Banken ihre Kapitalisierung bereits signifikant verbessert. Im Schnitt liegt die harte Kernkapitalquote bei den 50 größten Europäischen Banken bei knapp 14 %. Kaum ein wichtiges Geldinstitut droht heute noch mangels hinreichender Kapitalisierung in eine Schieflage zu geraten. Hinzu kommt der sogenannte SREP-Puffer, den die europäische Aufsicht vorschreibt. Dieser variiert je nach Institut, bedeutet aber für alle Institute Kapitalaufschläge, die teils weit über die Basler Standards hinausgehen. Damit ist die Kapitalbasis schon heute gesichert.
Es mag zwar vernünftig klingen, das Berechnungsmodell international anzupassen, weil Banken sich mit internen Modellen auch das eigene Risikoprofil schönrechnen können. Das gilt etwa für “Low Default Portfolios”, also bei Forderungen gegenüber Staaten, Banken oder großen Firmen. Dort reicht die Datengrundlage oftmals nicht aus, um Ausfall- und Verslustwahrscheinlichkeiten belastbar vorherzusagen. Entsprechend sind konservativere Schätzungen hier elementar.
Den wirklich großen Teil des Geschäfts in Europa aber macht das Mengengeschäft aus, beispielsweise Baufinanzierungen, und Finanzierungen von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Zum Geschäft mit dieser Säule der Europäischen Wirtschaft gibt es ausreichend Daten (High Default Portfolios) und fundierte Rechenmodelle, die Basel IV in seiner jetzigen Form schmerzlich beschneidet.
Europas Banken dürfte das noch weiter zurückwerfen. Denn die bereits erfolgte Stärkung des Eigenkapitals und die langanhaltende Niedrigzinsphase setzen die Profitabilität der Banken erheblich unter Druck. Im Schnitt verdienen Europas größte Banken ihre Eigenkapitalkosten nicht – damit hängen sie bereits heute deutlich hinter der US-Konkurrenz hinterher. Erhöht die Aufsicht nun die Anforderungen an die Kapitalbasis, könnte das manche Institute existenziell gefährden.
Deshalb ist es wichtig, dass die Aufseher bei der Überführung der Basler Vorgaben in europäisches Recht diese Gefahr eindämmen. Das könnten sie machen, indem sie in die Berechnungen die nur in Europa existierenden SREP-Aufschläge mit einkalkulieren. Auf diese Weise würden die Kapitalanforderungen kaum steigen, die Sicherheit des Systems aber wäre weiterhin gewährleistet.