Konsolidierung verändert europäischen Versicherungsmarkt

Rückgang der Anbieterzahl bei unterschiedlicher Marktdynamik / Vier zentrale Treiber erhöhen Druck auf Versicherer / Handlungsoptionen für kleinere und mittlere Anbieter 

Münster/Frankfurt, 4. Dezember 2025 – Die Konsolidierung am europäischen Versicherungsmarkt ist in den letzten Jahren kontinuierlich vorangeschritten. Neben einzelnen Fusionen, die aus strategischen Erwägungen und einer Position der Stärke heraus beschlossen wurden, hat sich die Wettbewerbslandschaft vor allem aufgrund struktureller Faktoren gewandelt und die Positionierung der Unternehmen am Markt beeinflusst. So reichte das moderate Wachstum der Branche seit 2019 in zentralen Segmenten kaum aus, um die steigenden Kosten zu decken. Hinzu kamen grundsätzliche gesellschaftliche Veränderungen wie die Überalterung der Bevölkerung und ein damit verbundener Fachkräftemangel. Hohe Investitionen in digitale Technologien sowie eine ausufernde regulatorische Komplexität stellten insbesondere kleinere und mittlere Anbieter vor große Herausforderungen. Dennoch besitzen gerade diese Versicherer nach wie vor wirksame Optionen, ihre Eigenständigkeit zu sichern und zukünftig profitabel zu wachsen.

Zu diesem Ergebnis kommt die diesjährige European Insurance Study der Strategie-, IT- und Managementberatung zeb. Nach einer im September veröffentlichten Zahlenpreview haben die Studienautoren in einem zweiten Schritt die Konsolidierung am europäischen Versicherungsmarkt im Zeitraum von 2019 bis 2024 genauer untersucht und dafür über 2.000 Versicherer mit einem Gesamtumsatz von rund 1,35 Billionen Euro analysiert.

Rückgang der Anbieterzahl und unterschiedliche Marktdynamik

Dabei zeigte sich im Einzelnen, welche Spuren die Konsolidierung in den europäischen Märkten hinterlassen hat, wenn auch in unterschiedlichem Tempo. So ist die Zahl der Versicherer in Europa zwischen 2019 und 2024 um rund 160 gesunken. Das entspricht einem Rückgang von mehr als 7 Prozent. Besonders stark war die Konsolidierung im Bereich Life. Hier fiel die Zahl der Anbieter um über 10 Prozent. Gleichzeitig wuchs der Markt im Life-Segment lediglich um 2,5 Prozent pro Jahr. Für den Bereich Non-Life berechneten die Studienautoren ein Marktwachstum von 5,6 Prozent. Der Rückgang der Anbieterzahl lag hier bei knapp 5 Prozent. Länder wie Dänemark, Norwegen oder Tschechien wiesen sogar einen Rückgang im zweistelligen Prozentbereich aus. Deutschland und Frankreich zeigten dagegen in dieser halben Dekade nur leichte Veränderungen. 

Vier zentrale Treiber erhöhen den Druck auf Versicherer

Die Ursachen für die Konsolidierung seit 2019 sind vielfältig. In Märkten mit geringem Wachstum sank die Zahl der Anbieter besonders deutlich. Hinzu kam der demografische Wandel. In Ländern mit stark alternder Bevölkerung wie Polen oder Slowenien schritt die Konsolidierung schneller voran. Der Altersabhängigkeitsquotient stieg, die Nachfrage nach klassischen Produkten sank, und der Fachkräftemangel verschärfte sich. Gleichzeitig stiegen die IT-Ausgaben der Versicherer. Sie haben sich z. B. in Deutschland zwischen 2017 und 2022 um über 30 Prozent auf knapp 6 Milliarden Euro erhöht. Digitalisierung, die Modernisierung von Kernsystemen und neue Technologien wie künstliche Intelligenz oder strategische Herausforderungen wie die Etablierung von Cybersicherheit trieben die Kosten nach oben. Auch die regulatorischen Anforderungen nahmen zu.

Dieter Kipp, zeb-Partner und Mitautor der Studie, führt aus: „Die Zahl der relevanten EU-Vorschriften für Versicherer ist seit 2019 von 12 auf aktuell 70 gestiegen. In Kraft traten eine Fülle von Regelungen zu Nachhaltigkeit, digitaler Resilienz und Datenschutz. Die Umsetzung dieser Vorgaben wird auch in Zukunft nicht unerhebliche Ressourcen in Compliance und IT binden.“

Handlungsoptionen für kleinere und mittlere Anbieter

Vor diesem Hintergrund stehen insbesondere kleinere und mittlere Versicherer vor einer schwierigen strategischen Entscheidung. Die Autoren der Studie zeigen drei Wege auf. So bieten Fusionen oder Übernahmen Chancen, Marktanteile zu steigern und Synergien zu nutzen. Sie bergen jedoch auch Risiken wie hohe Transaktionskosten und komplexe Integrationsprozesse. Daneben kann die Spezialisierung auf eine Nische ein Weg sein, sich erfolgreich abzugrenzen. Kleine Anbieter, die sich klar fokussieren, erzielen hier nach wie vor überdurchschnittlich hohe Wachstumsraten sowie eine hohe Profitabilität. Schließlich sind Partnerschaften ein Weg, Teile der Wertschöpfung auszulagern und sich auf Kernkompetenzen zu konzentrieren. Beispiele aus der Praxis zeigen, dass Kooperationen in Vertrieb, Schadenmanagement oder IT zunehmend an Bedeutung gewinnen und sich am Markt etablieren.

Dr. Jan Hendrik Sohl, Partner bei zeb und Mitautor der Studie, bemerkt abschließend: „Auch kleinere und mittlere Anbieter können den Treibern der Konsolidierung durch Spezialisierung oder Partnerschaften entlang der eigenen Wertschöpfungskette erfolgreich begegnen. Entscheidend ist, die eigene Position zu definieren und flexibel auf Veränderungen zu reagieren.“

Weitere Details zur Studie sind abrufbar unter European Insurance Study 2025 | zeb 

Über zeb

zeb bietet in der stark von Regulatorik und digitaler Transformation bestimmten Financial-Services-Industrie sämtliche Beratungsdienstleistungen an. Zu den Kunden gehören u. a. Versicherer und InsurTechs, Banken, Sparkassen, Neobanken und FinTechs, Asset-Manager, Captives, aber auch zahlreiche weitere spezialisierte europäische Finanzdienstleister und Finanzintermediäre.

zeb wurde 1992 gegründet, beschäftigt aktuell 1.200 Mitarbeitende und unterhält Büros in Frankfurt, Berlin, Hamburg, München und Münster (Hauptsitz). Internationale Standorte befinden sich in Amsterdam, Kyiv, London, Luxemburg, Mailand, Oslo, Stockholm, Warschau, Wien und Zürich. Bereits mehrfach wurde zeb in Branchenrankings als „Bester Berater“ der Bank- und Versicherungsbranche klassifiziert und ausgezeichnet. 

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Dr. Matthias Kuck

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