European Sustainable Investment Funds Study 2021 erscheint
Nachhaltige Fonds haben sich in den letzten drei Jahren mehr als verdoppelt und signalisieren ein grüneres Europa - Studie von Morningstar, zeb und alfi
- 52 % aller Nettoneugelder entfielen 2020 auf nachhaltige Fondsprodukte – letztere entsprechen 11 % des gesamten Nettovermögens, das Ende 2020 in Europa domiziliert war.
- Luxemburg wird als führendes Domizil hervorgehoben: 371 Mrd. EUR wurden dort Ende 2020 in nachhaltigen Fonds verbucht und hat 44 % der gesamten, in europäischen Fondsstandorten erzielten Nettoflüsse verzeichnet.
- Aktien sind nach wie vor die wichtigste Anlageklasse nachhaltiger Fonds in allen europäischen Domizilen und machen mehr als 60 % der in Fonds verwalteten nachhaltigen Vermögenswerte aus. Die Zuflüsse in Impact-Fonds steigen, und zwar auf Kosten von weniger ambitionierten nachhaltigen Strategien.
- Passive Anlagen nahmen im Betrachtungszeitraum ebenfalls zu und machten 21 % des Nettovermögens im europäischen nachhaltigen Fondsuniversum zum Ende 2020 aus.
- Der Anteil nachhaltiger Vermögenswerte in OGAW und regulierten offenen AIF ist seit 2018 deutlich gestiegen und macht 11 % bzw. 9 % des Gesamtvermögens in den jeweiligen Teilsegmenten aus.
- Der Markt für nachhaltige Fonds wurde weiterhin von einigen wenigen großen Vermögensverwaltern dominiert: Mehr als 50 % des Nettovermögens in nachhaltigen Fonds in Europa wurde von den 20 größten Anbietern lanciert.
Nachhaltige Fonds stellen ein schnell wachsendes Segment von Investmentlösungen in Europa dar, so die erste jährliche European Sustainable Investment Funds Study von Morningstar und zeb mit Unterstützung von ALFI (Association of the Luxembourg Fund Industry). Die Studie zeigt, dass sich das Nettovermögen in nachhaltigen Fondsprodukten seit 2018 mehr als verdoppelt hat – 52 % aller Nettoneugelder flossen diesem Segment zu, das damit Ende 2020 11 % des gesamten in Europa domizilierten Nettovermögens ausmachte.
Marc-André Bechet, stellvertretender Generaldirektor von ALFI, erklärt: „Diese Studie enthält eine Fülle von Informationen über nachhaltige Fonds in Europa und ist eine Pflichtlektüre für jeden, der sich für nachhaltige Anlagen interessiert. Trotz der Unterschiede und Nuancen der Ansätze in den verschiedenen Rechtsordnungen, Anlageklassen und Anlagestilen hat der Trend zu nachhaltigen Fonds einen Punkt erreicht, an dem er nicht mehr aufzuhalten ist: 2020 flossen mehr als die Hälfte der Nettoneugelder nachhaltigen Fonds zu. Dank seines Ökosystems und seiner langjährigen Expertise im Bereich nachhaltiger Finanzen erscheint Luxemburg als Marktführer mit 371 Milliarden Euro Nettovermögen und 44 % der Nettoneugeldzuflüsse in nachhaltige Fonds im Jahr 2020.“
Hortense Bioy, Global Director of Sustainability Research im Manager Research Team bei Morningstar, gibt folgendes Statement ab: „Die europäische Landschaft für nachhaltige Anlagen entwickelt sich weiterhin mit rasantem Tempo. Rekordwerte bei ESG-Fondszuflüssen, -Vermögenswerten und -Produktentwicklungsaktivitäten in Kombination mit einer äußerst ehrgeizigen regulatorischen Agenda läuten eine neue Ära für nachhaltige Investitionen in Europa ein. ESG-Fonds können nicht länger als Nischenbereich in der europäischen Fondslandschaft angesehen werden. Vermögensverwalter haben begonnen, eine hohe Anzahl von „grünen“ Fonds gemäß der Offenlegungsverordnung Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) zu melden. Die Interpretationen der neuen Verordnung mögen variieren und die Debatte darüber, was ein nachhaltiges Investment ausmacht, ist noch lange nicht abgeschlossen. Aber wir können getrost davon ausgehen, dass ESG-Fonds bei aktuell 11 % in den nächsten Jahren einen wesentlich größeren Anteil am gesamten Fondsmarkt ausmachen werden.“
Dr. Carsten Wittrock, Partner bei zeb, ergänzt: „Die Idee der Regierungen und Aufsichtsbehörden, die Fondsindustrie als Katalysator zu nutzen, um ein grüneres Europa zu schaffen, scheint zu funktionieren. Der Nachhaltigkeitstrend hat Fahrt aufgenommen und wird sich weiter verstärken – auch wenn noch zahlreiche Themen zu klären sind, wie z. B. die inhomogene Auslegung der Kriterien, die einen Fonds im regulatorischen Sinne als nachhaltig qualifizieren. Es steht zu hoffen, dass Ratings und andere Instrumente eine differenziertere Betrachtung und mehr Transparenz ermöglichen, um sicherzustellen, dass Kapital im Sinne der Nachhaltigkeit in die richtige Richtung alloziert wird.“
Weitere Themen und Ergebnisse der Studie:
• Übergang zu einem stärker regulierten Markt für nachhaltige Finanzen: Gesetzgeber nehmen Herausforderungen wie das Fehlen einer gemeinsamen Definition von ESG-Kriterien in den Blick oder auch die mangelnde Transparenz darüber, wie Nachhaltigkeitsrisiken und -ziele von Unternehmen gemanagt werden und wie ESG-Faktoren in die Investitionsentscheidungen von Finanzorganisationen einfließen. Der Bericht bewertet die Auswirkungen der Offenlegungsverordnung SFDR, der Taxonomie-Verordnung und anderer Initiativen zur Unterstützung stärkerer Investitionen in Nachhaltigkeit durch private und institutionelle Anleger.
• Notwendigkeit der methodologischen Standardisierung und Transparenz von ESG-Ratings: Der Bericht unterstreicht die Notwendigkeit der Transparenz von Rating-Methoden und die der Europäischen Kommission von der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) unterbreiteten Vorschläge, gesetzgeberische Maßnahmen zu ergreifen, um ESG-Ratings in Zukunft zu regulieren, da die Ungleichheit zwischen verschiedenen Rating-Anbietern zu einem „Greenwashing“-Risiko führt.
• Wettbewerbsfaktoren des luxemburgischen Finanzökosystems: Luxemburgs Position als führendes Land im Bereich nachhaltiger Fonds beruht auf seiner Erfolgsbilanz, seiner einzigartigen Stellung in der Fondsverwaltung, einem unterstützenden regulatorischen Umfeld und der Fähigkeit, als Drehscheibe oder „Hub“ für neuartige nachhaltige Finanzinitiativen zu fungieren. Dieser Hub hat in den letzten Jahren ein stetiges Wachstum erlebt, und das Nettovermögen in nachhaltigen Fonds macht bereits ca. 10 % des gesamten Nettovermögens in Luxemburg aus.
Die Studie zielt darauf ab, eine Momentaufnahme zu liefern, wie Nachhaltigkeitsziele und die entsprechenden gesetzgeberischen Eingriffe die Fondsindustrie in Europa in den letzten Jahren geprägt haben. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf der Rolle, der Wettbewerbsfähigkeit und der Positionierung Luxemburgs als Fonds-Hub. Unterstützt wurde die Studie durch eine Reihe von Interviews sowie mit Beiträgen von führenden Vertretern der Fondsindustrie.
Die schnell wachsende Nachfrage der Gesellschaft und der Vermögensverwaltungsbranche nach nachhaltigen Anlageformen, unterstützt durch Regulierungen, macht deutlich, dass der Marktanteil nachhaltiger Fonds nur weiter steigen wird. Schlussendlich werden nachhaltige Fonds eher die Norm als die Ausnahme sein.
Die vollständige European Sustainable Investment Funds Study 2021 ist Anfang Juli 2021 verfügbar.