Verantwortungsvolle Unternehmensführung ist wichtig

zeb ist Mitglied der United Nations Global Compact (UNGC), der weltweit größten Initiative für verantwortungsvolle Unternehmensführung. Sie zielt darauf ab, eine inklusive und nachhaltige Weltwirtschaft zu schaffen. 

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Interview mit Marcel Engel vom Deutschen Global Compact Netzwerk

Auf Grundlage von zehn Prinzipien sollen Unternehmen Menschenrechte, Arbeitsnormen, Umweltschutz und die Prävention von Korruption in ihr Handeln einbeziehen. Das Deutsche Global Compact Netzwerk (DGCN) hilft Mitgliedern, Denken und Handeln auf diese Ziele auszurichten. Vier Fragen an Marcel Engel vom DGCN:

Herr Engel, das DGCN ist eines von vielen nationalen Netzwerken im United Nations Global Compact. Wie kam es zustande? 

MARCEL ENGEL: Der damalige UN-Generalsekretär Kofi Annan hat UNGC 1999 ins Leben gerufen: Er lud Unternehmen ein, sich zu den zehn Prinzipien des UNGC zu bekennen und verantwortungsvoll zu handeln. 2015 wurde das Mandat ausgeweitet: UNGC unterstützt seitdem seine Teilnehmer auch bei der Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele, auf Englisch „Sustainable Development Goals“ – also etwa bei Armutsbekämpfung, Geschlechtergleichstellung und menschenwürdiger Arbeit.

In Deutschland schlossen sich Unternehmen zwischen 2004 und 2006 zu einem nationalen Netzwerk zusammen. Der UNGC zählt in Deutschland 500 Teilnehmer, darunter 430 Unternehmen. Weltweit sind es 13.000 Teilnehmer, davon etwa 10.000 Unternehmen. Teilnehmende Firmen sind verpflichtet, einen jährlichen Fortschrittsbericht zu den zehn Prinzipien zu veröffentlichen, die sogenannte Communication on Progress, kurz CoP. 

Die Initiative fußt auf Freiwilligkeit. Ist auf den Idealismus von Unternehmen Verlass?

Natürlich wäre es schön, durch verbindliche internationale Regeln oder Standards weltweit einheitliche Bedingungen zu schaffen. In vielen Ländern existieren allerdings weder die rechtlichen noch die institutionellen Rahmen, um solche durchsetzen zu können. Dies motivierte Kofi Annan, eine Initiative ins Leben zu rufen, um Unternehmen auf freiwilliger Basis zu bewegen, Menschenrechte zu achten, die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation einzuhalten, die Umwelt zu schützen und Korruption zu bekämpfen. Dabei geht es nicht um Perfektion, sondern um kontinuierliche Verbesserung – über die im Rahmen der CoPs jährlich berichtet werden muss. Diese Berichte sind öffentlich zugänglich und somit einer Kontrolle durch die Öffentlichkeit unterzogen. 

Was bringt UNGC Beratungsunternehmen? Große Umweltverschmutzer sind sie ja nicht.

Für Unternehmen wird Nachhaltigkeit immer stärker Teil des Kerngeschäfts, nicht zuletzt weil sie Geschäftsrisiken senkt und neue Möglichkeiten schafft. Anfangs konzentrierten sich viele Firmen vor allem auf Umweltthemen, mittlerweile sind aber soziale Themen genauso wichtig. Es ist also nicht verwunderlich, dass unternehmerische Verantwortung und Nachhaltigkeit zu einem interessanten und schnell wachsenden Markt für Berater geworden ist. Deshalb sind auch viele Beratungsunternehmen – von groß bis klein – im UNGC vertreten.

Sie sind wichtige Partner für Firmen, die in Fragen der Nachhaltigkeit praktische oder strategische Unterstützung suchen. Zum Beispiel können ihnen Berater helfen, sogenannte Materialitätsanalysen zu erstellen, Compliance-Systeme zur Einhaltung der UNGC-Prinzipien einzuführen oder Lösungsansätze zur Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele zu entwickeln. Im besten Fall handelt es sich um eine „win-win“-Situation: Nachhaltigkeit ist ein wachsendes Geschäft für gute Berater, und gute Berater werden immer wichtiger für die Nachhaltigkeit. Gute Berater sind essenziell, wenn es darum geht, UNCG bei der Schaffung einer nachhaltigen Weltwirtschaft zu unterstützen. 

Sie sprechen von Mission. UNGC ist über 20 Jahre alt – wie nah ist die Initiative ihrem Ziel?

UNGC Deutschland hat rund 500 Mitglieder aus der Wirtschaft, doch gibt es hierzulande ungefähr 60.000 Unternehmen. Wir haben also noch Spielraum nach oben. Glücklicherweise wird aber der Business Case – also die unternehmerische Logik – für verantwortliches Handeln immer stärker. Auf der einen Seite erhöhen sich die gesetzlichen Anforderungen und die Erwartungen von Kunden, Investoren und der Zivilgesellschaft. Auf der anderen Seite erkennen immer mehr Unternehmen, wie strategisch wichtig Nachhaltigkeitsthemen für sie geworden sind.

Häufig erweisen sich nachhaltig agierende Unternehmen robuster als weniger nachhaltige Wettbewerber: Sie können sich agiler neuen Märkten zuwenden, sich schneller und billiger finanzieren, sich leichter Talente auf dem Arbeitsmarkt sichern. Ich bin deshalb optimistisch, dass wir tatsächlich unserem Ziel näherkommen. Allerdings sind Probleme wie der Klimawandel und die Polarisierung der Gesellschaft so groß und dringlich, dass dies alles schneller gehen müsste. Deshalb wird das Zusammenspiel von fortschrittlichen Akteuren in Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft in Zukunft absolut entscheidend sein.