Die Zinswende stellt Genossenschaftsbanken vor Herausforderungen. Regionalbanken sind nun gefragt, das veränderte und volatile Zinsniveau adäquat in ihrer strategischen Ausrichtung der Treasury-Positionen, aber auch in der Passivstrategie zu beachten. Besonders vor dem Hintergrund möglicher Implikationen für die verlustfreie Bewertung nach IDW BFA 3 sowie in Bezug auf den Wettbewerb um Kundeneinlagen ist hier Achtung geboten.
Die laufende Umsetzung von regulatorischen Initiativen stellt die Genossenschaftsbanken aktuell und auch zukünftig weiterhin auf die Probe. Speziell die neuen MaRisk-Novellen bringen neue Anforderungsfelder hervor. Im Fokus der kommenden Jahre stehen die Überführung der EBA-Leitlinien für die Kreditvergabe und -überwachung in deutsches Recht, die Integration der ESG-Anforderungen von der Strategie bis zum Risikomanagement sowie die Steuerung von Zinsänderungsrisiken und Kreditspreadrisiken.
Das Thema ESG gewinnt in der öffentlichen Diskussion und auch in der Gesamtbanksteuerung an Bedeutung. Genossenschaftsbanken sind mit einer steigenden Anzahl an regulatorischen Anforderungen konfrontiert. Zudem sind sie durch die Nähe zu ihren Kunden deren elementarer Transformationsbegleiter auf dem Weg zur Erreichung des Ziels der Klimaneutralität.
Darüber hinaus bleibt das Management von potenziellen Engpässen ein Handlungsfeld für die Genossenschaftsbanken. Erhöhte Risikogewichte durch die CRR III und ein starkes Kreditwachstum in den vergangenen Jahre rücken das Thema Eigenkapitalmanagement weiterhin in den Fokus. Ebenfalls ist nach der Etablierung der ökonomischen Perspektive der Risikotragfähigkeit sowie dem starken Zinsanstiegs 2022 und 2023 die Steuerung des ökonomischen Risikodeckungspotenzials essenziell.
Genossenschaftsbanken stehen vor der herausfordernden Aufgabe, ihre Gesamtbanksteuerung so zukunftsgerichtet zu gestalten, dass sie sich an die ständig wechselnden Bedürfnisse des Bankmanagements anpasst. Die notwendige Flexibilität der Infrastruktur sowie Agilität in der Steuerungsmethodik stellt bis heute noch keinen Standard dar, sodass auf Marktveränderungen, regulatorische Anforderungen und interne Zielabweichungen nicht reagiert werden kann. Der Schlüssel zur langfristigen Wettbewerbsfähigkeit liegt in der effektiven Weiterentwicklung der Gesamtbanksteuerung und der Implementierung datengetriebener Steuerungsmethoden. Hinzu kommen die Auswirkungen des demografischen Wandels, so dass auch der Bereich Banksteuerung aufgefordert ist, Maßnahmen zur Begegnung eines möglichen Fachkräftemangels zu entwickeln.