Die Inflation, zunehmende Naturgefahren sowie ein hoher Wettbewerbsdruck werden die Profitabilität der Kompositversicherer in den kommenden Jahren belasten. Nur mit einem effizienten und flexiblen Betriebsmodell sowie einem strategisch gesteuerten Produktportfolio können Versicherer ihre Wettbewerbsfähigkeit verteidigen und in einem schwieriger werdenden Markt profitabel wachsen.
Arne van Tongern, Senior Manager
Herausforderungen
Die Kompositversicherung bleibt trotz zunehmender Schäden durch Naturgefahren und steigender Inflation für die Erstversicherer insgesamt ein lukratives und wachsendes Segment. Dementsprechend hart umkämpft ist der Markt – sowohl aufseiten der Versicherer als auch bei den Vertriebswegen und Vertriebsorganisationen. Die Ausschließlichkeitsorganisationen und Maklervertriebe versuchen ihre führende Stellung gegenüber Direktvertrieb, Banken und Automobilherstellern zu verteidigen. Unter dem Stichwort Embedded Insurance gewinnt dabei der produktakzessorische Vertrieb über branchenferne Kooperationspartner an Bedeutung.
Wie können Versicherer in diesem Markt- und Wettbewerbsumsfeld bestehen und erfolgreich sein? Was sind zentrale Handlungsfelder und Lösungsansätze für viele Kompositversicherer?
Lösungen & Handlungsfelder
Rund zwei Drittel der eingenommenen Prämien zahlen Versicherer als Schadenzahlungen an Kunden und Anspruchsteller/-innen aus. Dennoch scheint der Managementfokus häufig stärker auf der Senkung der Verwaltungs- und Abschlusskosten zu liegen als auf der Optimierung der Schadenkosten. Auf der anderen Seite ist der Schadenfall der oft zitierte „Moment of Truth“ eines Versicherers. Im Schadenfall gilt es, dem Kunden zügig und zuverlässig zu helfen, nicht nur durch Übernahme der entstandenen Kosten, sondern auch durch Unterstützung, Beratung und Serviceleistungen. Für Versicherer geht es darum, den passenden Dreiklang aus Kundenorientierung, effizienter Schadenbearbeitung und Senkung der Schadenkosten zu bestimmen. Am Beispiel der Prozessautomatisierung dank Digitalisierung und moderner Kern-IT-Anwendungen wird deutlich, dass die drei Ziele nicht im Widerspruch zueinander stehen müssen. So kann eine zügige und für den Kunden transparente Schadenbearbeitung nicht nur Kundenzufriedenheit erhöhen, sondern gleichzeitig Schadenregulierungskosten senken.
Entlang unseres Claims-Frameworks können wir systematisch aufzeigen, wo Versicherer mit Blick auf Strategie und Governance, Schadenkernprozesse (von Prävention bis Regress) sowie Querschnittsbereiche wie IT und Personal liegen und wo sich Handlungsfelder ergeben.
Während das Privatkundensegment gesättigt und sehr wettbewerbsintensiv ist, bietet das Segment mit kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) nicht nur Wachstumspotenzial, sondern hat auch erheblichen Aufholbedarf in Bezug auf Digitalisierung, Automatisierung und Kundenzentrierung. Mit rund 30 % des Gesamtkompositmarkts macht das Geschäft mit KMU einen erheblichen und wachsenden Anteil aus. Zwischen standardisierbarem Massengeschäft und beratungsintensivem Individualgeschäft handelt es sich zwar um ein sehr heterogenes Geschäftssegment, bei vielen Versicherern steht es jedoch aufgrund seiner Attraktivität im strategischen Fokus. Thinksurance zeigt dem Markt, dass Standardisierung, Vereinfachung und Prozessautomatisierung in der Gewerbeversicherung möglich sind. Wir kennen Markttrends und Erfolgsfaktoren in der Gewerbeversicherung entlang der Wertschöpfungskette und erarbeiten mit unseren Kunden Lösungen zur Optimierung des Gewerbegeschäfts in der Kompositversicherung.
Zu starre, oft jahrzehntealte Kernsysteme verhindern bei den meisten Versicherern eine wettbewerbsfähige Time-to-Market und können heutige Erwartungen von Kunden und Vertriebspartnern oft nicht erfüllen. Erst wenige Versicherer haben die Modernisierung bzw. Transformation ihrer IT-Anwendungslandschaft abgeschlossen. Die meisten Versicherer haben die IT-Modernisierung angestoßen oder stehen kurz davor, wie auch der zeb.digital pulse check 2022 zeigt.
Am Anfang und im Kern stehen bei der IT-Modernisierung neben technischen und regulatorischen vor allem fachliche Anforderungen, die sich aus dem Geschäfts- und Betriebsmodell des Versicherers ergeben. Daher sehen wir die Business /Spartenverantwortlichen in jedem IT-Modernisierungsprojekt in zentraler Position. Wir begleiten unsere Kunden bei der systematischen Erhebung fachlicher Anforderungen an IT-Anwendungen – abgeleitet aus Strategie und Geschäftsmodell. Diese Anforderungen sind die Basis für eine fundierte Make-or-buy-Entscheidung und im Falle einer Buy-Entscheidung für die Auswahl des passenden Standardsoftwareanbieters (siehe auch Leistungsangebot IT).
Kernziel einer IT-Modernisierung ist eine erhöhte Wettbewerbsfähigkeit durch eine geringe Time-to-Market, durch Kostenvorteile dank hoher Automatisierung, durch Flexibilität in der Produktentwicklung sowie durch schnelle Anbindung von Vertriebs- und Kooperationspartnern. Wir stellen durch unser Business-Know-how sicher, dass die Anforderungen, die auf diese Ziele einzahlen, in IT-Modernisierungsprojekten berücksichtigt werden.