Europas Banken beim Thema CO2 unter Zugzwang
- Absichtserklärungen zur CO2-Reduktion ohne konkrete Pläne überwiegen
- Deutsche Banken dank geringerer Anteile in treibhausintensiven Branchen relativ gut positioniert
Europas Top-50-Banken stehen beim Thema CO2-Reduktion vor der umfassenden Herausforderung, sich selbst zu transformieren und ihre Kunden in diesem Prozess zu begleiten.
Gleichzeitig haben sie die Chance, als Finanzintermediäre mit einer CO2-orientierten Agenda ein zentraler Akteur bei der Umstellung der europäischen Volkswirtschaften hin zu mehr Klimafreundlichkeit und Nachhaltigkeit zu werden. Vor diesem Hintergrund, so unsere aktuelle Studie, hat sich die überwiegende Mehrheit der Institute (94 %) zwar frühzeitig zu den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens von 2015 bekannt, dennoch kann bisher nur die Hälfte der Kredithäuser klare Ziele für ein CO2-neutrales Portfolio vorweisen.
Wie die Vorabversion der zweiten Ausgabe der European Banking Study (EBS) 2021 außerdem zeigt, bleibt es auf europäischer Ebene hinsichtlich der CO2-Emissionen bislang bei Absichtserklärungen. Eine umfassende Offenlegung der gesamten finanzierten Treibhausgasemissionen haben bis Mitte des Jahres 2021 nur wenige Institute vorgenommen, und lediglich fünf Banken weisen konkrete, maßnahmengestützte Pläne für die Reduktion der CO2-Emissionen in ihren Portfolios vor.
Dr. Dirk Holländer, Mitautor der European Banking Study und Senior Partner bei zeb, führt aus: „Zahlreiche europäische Top-50-Banken besitzen signifikante Finanzierungsanteile in Branchen mit hohen Treibhausemissionen. Die Quantifizierung und deren konsequenter Abbau in den nächsten Jahrzehnten setzt die Institute schon jetzt unter erheblichen Zugzwang. Gelingt es den Akteuren nicht, schnell Erfolge zu verzeichnen, dürfte ein umfassender Eingriff von Politik und Aufsicht mit entsprechenden Reglementierungen nicht lange auf sich warten lassen.“
Erste Resultate der zweiten Ausgabe der European Banking Study 2021 haben zudem ergeben, dass deutsche Banken aufgrund ihres insgesamt kleineren Portfolios in treibhausintensiven Branchen eine durchschnittlich bessere Klimabilanz als ihre Wettbewerber aufweisen. Nicht alle Institute nutzen diesen Startvorteil allerdings ausreichend, um sich im Wettbewerb zu differenzieren. Daher schlagen die Studienautoren vor, dass die deutschen Institute ihren heutigen Vorsprung aktiver aufgreifen und den Absichtserklärungen möglichst zeitnah konkrete Maßnahmen zur CO2-Reduzierung folgen lassen.
Dr. Frank Mrusek, Mitautor der EBS und Senior Manager bei zeb, bemerkt abschließend: „Banken mit weniger CO2-intensiven Sektoren in ihrem Portfolio sind aktuell im Vorteil. Sie sollten diese Chance nutzen, um als Trendsetter Maßstäbe zu setzen und die gesamte Branche auf ihrem schwierigen und herausfordernden Weg in Richtung mehr Klimaneutralität und Nachhaltigkeit voranzuschieben.“
Die aktuelle Analyse ist der erste Teil der zweiten Ausgabe der European Banking Study 2021 mit Fokus auf der Quantifizierung der CO2-Emissionen von Europas Top-50-Banken. Die Gesamtstudie wird Ende August erscheinen. Weitere Informationen zu unserer Europaen Banking Study finden Sie hier.