Der Sprung von "Run IT" zu "Change IT"

Statt solider und beständiger Prozesse brauchen Versicherer neue IT-Systeme, die flexibler und anpassungsfähiger sind, sagt Jan Hendrik Sohl, Partner und Mitglied im zeb-Management-Team.

zeb.campus Digital Transformation School

Kundenerwartungen an Versicherer sind ­– auch wegen der Digitalisierung – stark gestiegen: Vor allem müssen Tarife passgenauer und dynamischer sein als noch vor ein paar Jahren. Das hat die Anforderungen an die IT-Infrastruktur von Versicherungsunternehmen grundlegend verändert. Statt solider, beständiger Prozesse rund um die jährliche Tarifanpassung brauchen sie nun Systeme, die wie ihre heutigen Tarife flexibler und modular aufgebaut  sind.

Bei zeb sprechen wir vom Sprung von „Run IT“ zu „Change IT“.
 
Die Idee einer „Change IT“ ist, auf Basis bewährter Standard-Software von spezialisierten Dienstleistern oder auch einer zukunftsfähigen Eigenentwicklung eine agile Gesamtarchitektur zu schaffen. Diese sollte sich stets so schnell wandeln können wie der heutige Versicherungsmarkt. Im Idealfall ist sie sogar so flexibel, dass sie Veränderungsprozesse beschleunigt, die bisher von der IT gebremst worden sind. Sie unterscheidet sich damit grundsätzlich von der lang etablierten Run IT, die oft aus schwerfälligen Eigenentwicklungen besteht, die absolute operative Stabilität in einem sich nur langsam wandelnden Marktumfeld garantieren. 
 
Das Kfz-Geschäft beispielsweise war früher eher träge, typischerweise mit einer jährlichen Tarifneuerung zur Wechselsaison im November, während Anbieter heute viel dynamischer sind und im Spätherbst oft kurzfristig auf den Markt reagieren. Dafür müssen Versicherer ihre IT neu aufstellen: die passgenaue Weiterentwicklung der IT-Systeme und deren externe Dienstleister steuern, sie benötigen für ihre IT-Bereiche verstärkt Mitarbeiter, die auch das Geschäft verstehen, unternehmerisch agieren, Zusammenhänge zwischen Produkt und IT sehen und Drittanbieter vertrauensvoll einbinden können.  
 
Altbewährte, hauseigene IT-Systeme haben ausgedient. Versicherer müssen sich der Transformation stellen: neue Systeme basierend auf Standard-Bausteinen mit spezialisierten Partnern konzipieren und betreiben, neue Fähigkeiten im Unternehmen durch die Einstellung neuer oder die Weiterbildung bestehender Mitarbeiter schaffen. Nur so kann eine IT-Systemlandschaft dynamisch werden und die Kraft entwickeln, sich immer weiter zu entwickeln. 
 
Nur ein Verständnis der eigenen Systeme im Sinne einer „Change IT“ kann den heutigen Marktanforderungen gerecht werden. So können Versicherer passendere und flexiblere Tarife anbieten und verwalten – und immer wieder schnell auf Marktentwicklungen reagieren. So können Versicherungsunternehmen der Komplexität von modernen End-to-End-Prozessen Herr werden. Und so gelingt auch die Verzahnung von Vertrieb, Versicherungssparten und Operations auf IT-Ebene. 

Wer heute bei der klassischen „Run IT“ verharrt, wird sehr schnell seine Konkurrenzfähigkeit verlieren.