Krieg, Pandemie, Inflation, Zinswende – klar ist: Die Branche muss auf absehbare Zeit in einem schwierigen Marktumfeld navigieren. Und die Wolken am Horizont – Stichwort Konjunktur – sind düster. „Versicherer müssen ihr Geschäft jetzt sturmfest machen“, so Dr. Frank Grund, Exekutivdirektor der BaFin und zuständig für die Versicherungs- und Pensionsfondsaufsicht, anlässlich des jüngsten zeb.Finanzmarkt Round Tables in Düsseldorf. Vor Vorstandsmitgliedern der deutschen Versicherungswirtschaft mahnte Grund, in den Unternehmen für ausreichende Puffer bei Kapital und Liquidität zu sorgen. Sein nachdrücklicher Hinweis: „Wir brauchen umsichtiges Handeln. Vor gut zwei Jahren war ich skeptisch, als angesichts der Pandemie Forderungen nach einem Dividendenverbot aufkamen. Aber genauso wie damals ist auch heute jedes Unternehmen gut beraten, bei diesem Thema sehr vorsichtig zu agieren“. Natürlich habe auch die hohe Inflation Auswirkungen auf das Geschäft der Versicherer. Das werde insbesondere bei der Schaden- und Unfallversicherung deutlich, wo die Schadenaufwendungen steigen, und die versicherungstechnischen Rückstellungen aufgestockt werden müssten, so Grund. Preissteigerungen und Beitragsanpassungen insbesondere in der Kraftfahrtversicherung, aber ebenso in anderen Versicherungszweigen wie der Wohngebäudeversicherung – auch aufgrund der Auswirkungen des Starkregentiefs im Sommer - seien unvermeidbar. Nach Aussage Grunds habe das steigende Zinsniveau auf Versicherungsunternehmen grundsätzlich gegenläufige Effekte: „Einerseits können die Unternehmen von einer höheren Verzinsung von Vermögenswerten profitieren. Andererseits gehen durch die fallenden Kurse der festverzinslichen Wertpapiere die stillen Reserven zurück, es werden stille Lasten aufgebaut.“ Positiv habe sich das gestiegene Zinsniveau auf die Solvenzquoten der Lebensversicherer ausgewirkt. Immer weniger Unternehmen seien somit auf Solvency-II-Übergangsmaßnahmen angewiesen. Erstmals sei kein Lebensversicherungsunternehmen unterdeckt gewesen – auch ohne Übergangsmaßnahmen. Auch das Thema Storno rücke mit der Zinswende und der hohen Inflation in den Fokus. Angesichts steigender Zinsen werden alternative Anlageformen wieder attraktiver – was vor allem im Lebensversicherungsgeschäft relevant sein könne. Aber auch in anderen Versicherungsbereichen könnten Kunden vermehrt ihre Verträge hinterfragen. „Etwa, weil sie deutlich mehr fürs Heizen ausgeben müssen. Versicherer müssen sich also insbesondere in ihrem Liquiditätsmanagement auf einen Rückgang ihrer Prämieneinnahmen einstellen“, schlussfolgerte Grund. Der zeb.Finanzmarkt Round Table unter Leitung von Senior Partner Wolfgang Essing wurde von allen Teilnehmern sehr goutiert. Einmal mehr bot zeb damit eine willkommene Plattform für intensiven Meinungsaustausch zwischen Aufsicht und Versicherungswirtschaft.