


Über „Hype, hype, hooray“ wurde im Kontext künstlicher Intelligenz ja hinlänglich berichtet. Deshalb haben wir beim letzten Great Women Netzwerktreffen mit ausgewählten KI-Expertinnen und Entscheiderinnen lieber darüber diskutiert, inwieweit KI heute schon in der Realität der Geschäftsmodelle von Finanzdienstleistern angekommen ist.
Einerseits wird KI deutlich häufiger genutzt als gedacht und andererseits sind hier doch immer noch klare Grenzen erkennbar, wie Dr. Sarah Brockhoff, Senior Managerin bei zeb, gleich zu Beginn des Nachmittags im Netzwerk Seilerei in Frankfurt deutlich machte.
Erwartungsgemäß sind besonders viele Unternehmen in den USA sehr enthusiastisch. Aber laut Vanessa Cann, Co-Gründerin von nyonic, und erste Rednerin des Tages, kann sich die Kommerzialisierung von KI inzwischen auch in der europäischen Industrie durchaus sehen lassen.
Und zwar eben nicht nur bei den üblichen „Verdächtigen“ aus Tech, Media und Telecoms, sondern auch im Bereich Financial Services.
Genau das hat uns danach auch Anja Stolz, Vorstandsmitglied R+V Gruppe und CMO & Omnichannel Management R+V Konzern als „Be-Treiberin“ von KI im Versicherungswesen eindrucksvoll erläutert:
„Möglicherweise wäre das Wort ‚Machine Learning‘ bei vielem heute noch eher angebracht als das Wort ‚künstliche Intelligenz‘. Aber die Entwicklung hin zur KI ist doch ein zentraler Erfolgsfaktor unseres Geschäftsmodells.“
KI ist gekommen, um zu bleiben. Vor allem, weil sie so viel Potenzial entlang der gesamten Wertschöpfungskette verspricht. Und auch, weil ohne sie bei Millionen von Kunden einfach kaum noch eine tatsächlich kundenzentrierte Betreuung stattfinden kann. KI unterstützt bei einer wissenden und individuellen Servicierung als unsichtbarer „Sidekick“ die „Mensch-zu-Mensch“-Begeisterung. Menschliche Kreativität und Intuition bleiben dennoch unersetzlich.
Also alles im Lot?
(Noch) Nicht wirklich, wie uns Anna Schweifel, Senior Managerin bei zeb und KI-Expertin, am Ende des Nachmittags anhand von sechs typischen Personas und zeb Projekterfahrungen aufzeigte.
Einerseits sind die Erwartungen des Topmanagements oft unrealistisch hoch und setzen die wenigen KI-Wissenden unnötig unter Druck. Andererseits tragen viele Nutzergruppen häufig durch unzureichendes Wissen und Training zu schlechten Erfahrungen und damit leider oft zu falschen Schlüssen bei. Wie Anna Schweifel treffend formuliert: „Rom ist auch durch KI nicht an einem Tag zu erbauen.“ Genau deshalb braucht es realistische Erwartungen, strukturiertes Training und die Bereitschaft, Erfahrungen zu sammeln – Schritt für Schritt.
„Prompten“ ist eben das neue „Googeln“- und das muss nun mal gelernt werden. Und auch Fachexpertinnen sollten ihre Bedenken mehr im Zaum halten und gleichzeitig etwas mehr Geduld aufbringen.
Die zentrale Erkenntnis des zeb Great Women Nachmittags: Financial Services sind und bleiben ein People Business. Auch die KI-induzierte Transformation wird mit Schweiß und Tränen verbunden sein. Aber wen sollte das schon abhalten, wenn sie so viel Potenzial verspricht.