Mehr Erfahrung = weniger Innovation?

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Professor Gunther Schuh von der Technischen Hochschule Aachen ist der Gründer einer Fabrik für E-Autos, die u.a. die Elektrowagen für die Post entwickelt hat. Im ersten Jahr habe er, so Schuh, nur Leute im Team, die noch nie Serienautos entwickelt hatten. Er wollte nicht, dass ständig einer ankommt mit jahrzehntelange Erfahrung und sagt, was alles nicht geht. Ist Erfahrung also schlecht für Innovation?

Die meisten Untersuchungen zeigen, dass Erfahrung erwartungsgemäß die Teamleistung unterstützt. Es ist auch nicht das Alter generell, das Innovationsleistung bremst: Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Alter und Teamleistung. Die Teamleistung hängt vor allem von aufgabenspezifischen Wissen ab und nicht so sehr von allgemeiner Branchenerfahrung. Noch wichtiger als Wissen ist Wissenstransfer, also die Bereitschaft und Fähigkeit, Wissen und Erfahrungen zu teilen.

Erfahrungsbezogenes Wissen wird also nur dann zur „Erfahrungsfalle“, wenn man annimmt, dass einmal gemachte Erfahrungen überall und jederzeit übertragbar sind.

Wer Neues schaffen will, sollte Erfahrungen als Beschleuniger und nicht als Bremse nutzen: Zu Beginn viele Ideen und Fachwissen aber wenig Erfahrung einbringen. Dann schrittweise den Anteil erfahrener Personen steigern, wenn es um konkrete Planungen und Umsetzung geht. Dabei sollte man nicht Alter und Betriebszugehörigkeit mit Erfahrung verwechseln: Junge Menschen können sehr erfahren, und Ältere sehr neugierig und innovativ sein.

Lesen Sie mehr zu Teamkompetenzen im Buch "Team-Mind und Teamleistung" von Prof. Dr. Joachim Hasebrook und Dr. Sibyll Rodde im Kapitel „Wir schaffen das oder es schafft uns“ mit einem Interview mit Klaus Wittkuhn, Geschäftsführer der Bonner Firma train und Gründer der International Society for Performance Improvement (ISPI).