

Herausforderungen
Regulatorische Großprojekte, niedrige Zinsen, digitale Herausforderungen und verschärfter Wettbewerb
Regulatorische Anforderungen an Versicherer sind in den letzten zehn Jahren massiv gestiegen. Insbesondere das EU-Versicherungsregelwerk Solvency II hat nach seiner Einführung 2016 die Konzerne gezwungen, ihre Finanzabteilungen deutlich auszubauen, um den gestiegenen Meldeanforderungen gerecht zu werden. Viele Versicherer, die den internationalen Rechnungslegungsvorschriften International Financial Reporting Standards (IFRS) folgen, sind immer noch mit der Einführung der neuen IFRS-Standards 17 und 9 beschäftigt. Sie warten nun gebannt auf die Ergebnisse einer Überprüfung von Solvency II, die die EU für 2020 angekündigt hat. Die Anforderungen dürften also noch weiter steigen.
Der Druck auf die Finanzabteilungen von Versicherern wird durch die anhaltend niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt weiter verstärkt. Denn viele Anlagestrategien, die diese seit Jahrzehnten verfolgen, funktionieren nicht mehr – beispielsweise ist die Verzinsung von Staatsanleihen heute so niedrig, dass sie den Renditeanforderungen in der Lebens- und Krankenversicherung oft nicht gerecht wird. Finanzbereiche müssen neue Renditepotenziale erschließen und gleichzeitig die Kosten senken. Auch Wettbewerb und Digitalisierung treiben den Wandel voran. Der Kampf um die Kunden wird härter, und die Produktmargen werden tendenziell kleiner, weshalb präzise Steuerungsinformationen für die Versicherungsunternehmen immer wichtiger werden.
Erkenntnisse
Digitale Technologien eröffnen neue Möglichkeiten für Finanz- und Risikoabteilungen. Doch stehen diese vor der zentralen Herausforderung, innovative Lösungen und neue Möglichkeiten passgenau und pragmatisch auszuschöpfen. Versicherer müssen die internen Abläufe in ihren Finanz- und Risikoabteilungen agiler und effizienter gestalten, um auch zukünftigen regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden und die Kosten zu senken. Finanz- und Risikovorstände müssen zudem mit neuen Anlagestrategien neue Renditepotenziale erschließen und gleichzeitig die Betriebskosten ihrer Abteilungen senken.
Die Rendite von Kapitalanlagen kann auch durch den Einsatz modernster Technik wie künstlicher Intelligenz gesteigert werden. Versicherer sollten den Einsatz von Big Data (BD) und Artificial Intelligence (AI) vorantreiben und beide Technologien zum Herzstück einer expliziten BD-AI-Strategie machen. Diese würde einerseits dem digitalen Wandel aller Ressorts und aller Glieder der Wertschöpfungskette Kohärenz und Stringenz verleihen. Andererseits würde sie eine reiche Quelle kundenrelevanter Daten bilden, deren Wert durch präzise Analyse und anschließende Verwendung noch gesteigert werden kann. Versicherer sollte auch eine Data-Science-Strategie entwickeln, um das Potenzial von Daten in Produktkalkulation, Schadenmanagement, Vertrieb und vielen anderen Geschäftsbereichen zu nutzen.