Sind die Provisionen für Versicherungsvermittler zu hoch?
Claus Peter Hendricks, Senior Manager bei zeb, im Interview mit dem "Versicherungsmagazin".
Kernaussagen:
- Die provisionsgestützte Beratung hat ein hohes Maß an Daseinsberechtigung.
- Die jährlichen Provisionseinnahmen bewegen sich in einem sehr moderaten Bereich.
- Provisionszahlungen sind auch in anderen Branchen üblich.
Herr Hendricks, freiberuflichen Versicherungsvermittlern wird immer wieder unterstellt, dass ihre Provisionen und Courtagen zu hoch sind. Teilen Sie diese Einschätzung?
CLAUS PETER HENDRICKS: Menschen Anreize für volkswirtschaftlich sinnvolle Tätigkeiten zu geben, ist meiner Meinung nach eine schlichte Notwendigkeit. Im Kontext Absicherung und Vorsorge ist das gängige Anreizmodell die provisionsgestützte Beratung. Aufgrund umfänglicher Stornohaftungsregelungen der Branche erhält der Vermittler einen guten Anreiz, Versicherungsverträge abzuschließen, die der Kunde nicht storniert. Oder besser gesagt, Verträge abzuschließen, die dem Kunden einen Nutzen geben. Die provisionsgestützte Beratung hat damit ein hohes Maß an Daseinsberechtigung.
Wie hoch sind die durchschnittlichen Provisionshöhen für selbstständige Vermittler und Makler?
CLAUS PETER HENDRICKS: Schaut man auf die Gesamtvergütung von Vermittlern, dann stellt man fest, dass sich die jährlichen Provisionseinnahmen durchschnittlich in einem sehr moderaten fünfstelligen Bereich bewegen. Im Durchschnitt also zwischen 50.000 und 70.000 Euro pro Jahr. Wie so häufig bei Durchschnittswerten gilt auch hier, dass die Realität breit gestreut ist. Etwa die Hälfte der Makler in Deutschland erzielt einen Provisionserlös von weniger als 50.000 Euro pro Jahr. Dabei handelt es sich um selbstständige Handelsvertreter. In diesem Fall sind für eine Gewinnermittlung die individuellen Investitionen und Betriebskosten abzuziehen. Unter dem Strich verbleibt somit ein deutlich geringeres verfügbares Einkommen. Berücksichtigt man zudem das unternehmerische Risiko eines Handelsvertreters, dann wird schnell klar, dass der freiberufliche Versicherungsvermittler als Kristallisationspunkt einer Neiddebatte völlig ungeeignet ist.
Lesen Sie hier das vollständige Interview, erschienen im
Versicherungsmagazin, Ausgabe 1/2020.


„Als Kristallisationspunkt einer Neiddebatte ungeeignet.“